Kirche Rüeggisberg
Die Informationen zu unserer Kirche habe ich unter anderem der Broschüre «DIE MARTINSKIRCHE RÜEGGISBERG» Geschichte und Beschreibung von Fritz Guggisberg, 1997 entnommen.
Die Geschichte der Kirche von Rüeggisberg reicht weit zurück in die mittelalterliche Zeit der Schweiz.
Über die genauen Umstände zum Bau der Kirche Rüeggisberg ist man auf Vermutungen angewiesen. Schriftlich erwähnt wurde die Dorfkirche von «Montricherius» erstmals in einer Bulle von Papst Eugen III. im Jahre 1148 als Teil des Besitzes des Cluniazenserpriorates Rüeggisberg, welches der Freiherr Lüthold von Rümligen gestiftet hatte. Wahrscheinlich gab es an der Stelle der jetzigen Kirche schon im 8.-10. Jh. eine dem Heiligen Martin von Tours geweiht frühromanische Kapelle. Archäologische Funde belegen, dass in unserer Gegend vorchristliche Bewohner gelebt haben müssen. Man vermutet auch, dass ein Teil der Klosteranlage auf einer heidnischen Kultstätte errichtet wurde.
Die Gründung der eigentlichen Martinskirche geht angeblich auf Königin Bertha von Burgund zurück, die als Stifterin vieler Kirchen der näheren und ferneren Umgebung gilt.
Eine besondere Bedeutung bekam die Dorfkirche mit der Errichtung des Priorates nach 1072. Sie war möglicherweise sogar ausschlaggebend dafür, dass das erste Cluniazensische Kloster auf deutschsprachigem Raum gerade hier gebaut wurde. Franz Wäger schreibt in seiner Dissertation über das Cluniazenser Priorat Rüeggisberg: «Die Kirche des hl. Martin diente aller Wahrscheinlichkeit nach auch als Klosterkirche, bis zunehmender Wohlstand den Bau einer besonderen Kirche gestattete, die den Apostelfürsten Petrus und Paulus geweiht waren. Sonst aber diente sie als Pfarrkirche und war Eigentum des Klosters….»
Sie wurde zwischen 1072 und 1076 errichtet und prosperierte schnell als religiöses Zentrum. Vor allem in späterer Zeit wurde das Gotteshaus von den Mönchen allerdings nicht gut versorgt. Im Sommer 1453 war der bauliche Zustand der Kirche sehr schlecht, die Visitatoren der Leutkirche von Rüeggisberg forderten einige Verbesserungen, aber dazu ist es wohl nicht gekommen.
Das Priorat wurde im Jahr 1484 aufgelöst und die Kirche wurde zu einer Pfarrkirche.
Im 16. Jahrhundert wurden während der Reformation viele wertvolle Kunstwerk und Schätze aus der Kirche entfernt und zerstört. An die Zeit vor der Reformation erinnert die älteste Glocke von 1516. Auf der einen Seite ist Paulus mit dem Schwert dargestellt, auf der anderen ist Christus am Kreuz, links von ihm Maria und rechts Johannes. Darüber steht in lateinischer Sprache der Anfang des Mariengebetes.
Am 22. August 1532 verbrannten die Kirche und 14 Häuser, fast das ganze damalige Dorf. Ein Korber aus Guggisberg hatte das sich in der Nähe befindliche Pfarrhaus angezündet. Beim Wiederaufbau der Kirche diente das ehemalige Kloster als Steinbruch. Im Jahr 1956/57 wurde der Innenraum der Kirche neugestaltet. Seither gliedert ein Chorbogen den Raum und im Jahre 2013 auf der Nordempore eine neue Orgel platziert. Als Zeitzeuge blieb der reich verzierte barocke Taufstein von 1688 erhalten; er war ein Geschenk des Stiftschaffners Abraham Jenner von Bern.
Anlässlich der Kirchenrenovation von 1957 und 1967 wurden die Glasfenster als ganz besonderer Schmuck realisiert. Die drei grossen Fenster im Chor „Vater“, „Sohn“ und „Heiliger Geist“ sind ein Werk von Felix Hoffmann. Die Fenster im Kirchenraum stammen vom Berner Glasmaler Emil Reich und bilden vier Gleichnisse ab.
Die heutige Gottesdienstordnung folgt dem evangelisch-reformierten Ritus und die Kirche steht sowohl der lokalen Gemeinde als auch Besuchern offen. Sie bleibt ein lebendiger Teil der Gemeinde Rüeggisberg und ein Zeugnis der reichen Geschichte und Kultur der Schweiz.
Kirchengemeinde Thierachern